Winterharte Pflanzen - Alles über Kälte, Frost und Winterhärtezonen
Manche Pflanzen kommen wunderbar mit Kälte zurecht, andere wiederum reagieren auf niedrige Temperaturen äußerst sensibel und mögen es im Winter wohlig warm. In diesem Artikel dreht sich alles um den Begriff "winterhart". Du erfährst, welche Winterhärtezonen es gibt, welche Faktoren diese beeinflussen und ob winterharte Pflanzen auch sehr starken Frost überstehen.
Im Herbst stellen wir uns langsam auf die kalte Jahreszeit ein und beginnen damit, Balkon und Garten auf den Winter vorzubereiten. Jetzt ist auch der Moment gekommen, zu überlegen, welche Pflanzen überhaupt der Kälte trotzen können. Wachsen bei dir winterharte Pflanzen, Frostbeulen oder einjährige Arten? Um das richtig einschätzen zu können, müssen wir mehrere Faktoren berücksichtigen und im Vorfeld einige Dinge klären. Zum Beispiel, was der Unterschied zwischen winterhart und bedingt winterhart ist und welche Rolle der Standort dabei spielt.
Einjährige und mehrjährige Pflanzen im Winter
Im Pflanzenreich wird zwischen einjährigen, zweijährigen und mehrjährigen Pflanzen unterschieden. Die Frage, wie viel Kälte eine Pflanze im Winter verträgt, ist dabei nur für die zwei- und mehrjährigen Arten interessant. Einjährige Pflanzen gehen vorher natürlicherweise ein, ganz ohne Frost. So fangen zum Beispiel Kürbisgewächse wie Zucchini oder Melonen schon im Spätsommer an zu welken und sterben im Herbst ab. Auch ein milder Winter würde nicht dazu führen, dass sie im nächsten Frühjahr wieder neu austreiben.
Andere Pflanzen hingegen sind eigentlich mehrjährig, werden in unseren Breitengraden jedoch meist einjährig kultiviert, zum Beispiel Tomaten. Es handelt sich also um bei uns nicht winterharte Pflanzen. Man kann sie unter guten Bedingungen überwintern, das ist jedoch bei manchen Pflanzen recht aufwändig und nicht immer erfolgreich.
Viele Gartenpflanzen sind auch bei uns mehrjährig und überstehen tiefe Minusgrade. Andere brauchen einen Frostschutz, können dann aber trotzdem den Winter draußen verbringen. Und dann macht es auch noch einen Unterschied, ob eine winterharte Pflanze im Kübel wächst oder im Freiland. Wir schauen uns das Ganze mal der Reihe nach an.
Winterhart - was bedeutet das eigentlich?
Die Bezeichnung “winterhart” gibt an, ob eine Pflanze mit Kälte zurechtkommt und den Winter im Freien übersteht. Je nach Region kann die Bedeutung des Begriffs jedoch stark variieren, denn winterhart auf Mallorca ist natürlich etwas völlig anderes als im tiefsten Sibirien. Kaufen wir uns nun in unseren mitteleuropäischen Breitengraden eine winterharte Pflanze, bezieht sich der Begriff auf die hiesigen Temperaturen. Manchmal wird auch der Begriff "bedingt winterhart" verwendet. Er gibt an, dass Pflanzen es nicht mit strengen Frösten aufnehmen können. Sie sind lediglich nicht ganz so kälteempfindlich und brauchen - egal ob im Freiland oder Kübel - auf jeden Fall einen Schutz im Winter. Allerdings wird statt "bedingt winterhart" meist einfach "winterhart" verwendet und dann nähere Infos gegeben, was für Temperaturen die Pflanze verträgt.
Die Winterhärtezonen
Um das Ganze ein wenig übersichtlicher zu gestalten, werden die Regionen unserer Erde in sogenannte Winterhärtezonen eingeteilt. Insgesamt gibt es ganze 11 davon. In Regionen der Zone 1 kann es im Winter unter -45 Grad kalt werden. In Zone 6 liegen die Temperaturen um die -20-Grad-Marke, während in Zone 11 die Temperaturen im Winter bei über 4 Grad liegen. Das sind natürlich nur Durchschnittswerte, wie kalt es an den jeweiligen Orten im Schnitt maximal wird - Schwankungen treten immer auf.
In Deutschland gibt es jedoch nur die Zonen 6 bis 8, die sich noch weiter differenzieren lassen:
- Zone 6a: -23,3 bis -20,6 Grad
- Zone 6b: -20,5 bis -17,8 Grad
- Zone 7a: -17,7 bis -15 Grad
- Zone 7b: -14,9 bis -12,3 Grad
- Zone 8a: -12,2 bis -9,5 Grad
- Zone 8b: -9,4 bis -6,7 Grad
Online findest du Karten von Deutschland, an denen du ablesen kannst, in welcher Winterhärtezone du wohnst (zum Beispiel im deutschen Pflanzenforum https://www.deutsches-pflanzen-forum.de/winterhaertezonen.php). Ein Blick auf die Karte zeigt, dass die Winter von Nordwest nach Südost im Schnitt immer strenger werden. So liegen Teile von Bayern in der Zone 6a, während die meisten Küstengebiete der Zone 8b zugeordnet werden.
Warum nun der ganze Aufwand mit den unterschiedlichen Zonen? Ganz einfach: Wie bereits oben erwähnt, kann in jeder Region der Winter mit völlig unterschiedlicher Härte zuschlagen. Diese Zonen helfen uns also dabei festzustellen, ob die jeweilige Pflanze in unserer Gegend den Winter halbwegs unbeschadet überlebt oder nicht. Wenn du zum Beispiel liest, dass eine Pflanze bis Zone 8 winterhart ist, verträgt sie also maximal etwa -12°C. Lebst du nun an einem Ort der Zone 7, musst du die Pflanze im Winter zusätzlich schützen.
Den Winter gut überstehen: Die Temperatur ist nicht alles
Die Winterhärtezonen und die jeweiligen Temperaturen sind zwar eine tolle Orientierung für uns, jedoch nicht in Stein gemeißelt. Äußere Faktoren, wie zum Beispiel das Alter der Pflanze, der Standort oder die Witterung, haben zusätzlichen Einfluss auf die Schäden, die durch Frost entstehen können.
So kann es passieren, dass bei frostiger Kälte mit strahlendem Sonnenschein die Pflanzen vertrocknen, weil sie kein Wasser über die Wurzeln aufnehmen können (weil es ja gefroren ist). Die Sonnenstrahlen sorgen jedoch dafür, dass die Pflanze Wasser verliert. Umgekehrt kann anhaltender Starkregen bei kaltem Wetter Staunässe und somit Wurzelfäule verursachen. Mulchen leistet in beiden Fällen Abhilfe und ist somit auch bei den kälteresistenten Pflanzen sinnvoll.
Der Standort ist ebenfalls von Bedeutung. Stehen winterharte Pflanzen frei in der Gegend, wird es für sie definitiv kälter und frostiger, als wenn sie in einer geschützten Nische oder in der Nähe einer Hauswand stehen. An einem geschützten Standort wird die Wärme besser gehalten und starker Wind abgebremst. Und auch die Bodenart hat Einfluss darauf, wie sich Frost auf Boden und Pflanzen auswirkt. Bei lockerem und durchlässigem Grund treten weniger Probleme auf, sehr schwere und undurchlässige Böden hingegen können ebenfalls Staunässe verursachen und sind meist kälter. Letztendlich spielt auch der Wohnort eine Rolle - in städtischer Umgebung ist es oftmals ein wenig milder als auf dem Lande.
Bei Kübelpflanzen ist generell etwas mehr Vorsicht geboten als bei denen im Freiland. Auch wenn die Pflanze, die in dem Kübel steht, eigentlich hart im Nehmen ist, kann sie Frostschäden erleiden. Im Kübel ist der Wurzelballen nämlich weniger geschützt, weshalb Kälte und Frost der Pflanze von allen Seiten zu Leibe rücken können. Somit brauchen auch winterharte Pflanzen einen Frostschutz rund um den Topf.
Zu guter Letzt ist auch das Alter bzw. der Pflanzzeitpunkt von Bedeutung. Eine junge Blaubeere, die im Herbst gepflanzt wird, ist noch nicht richtig verwurzelt und die jungen Triebe sind viel frostanfälliger als eine ältere Pflanze. Generell kann man sagen, dass Jungpflanzen in ihrem ersten Winter immer geschützt werden sollten.
Winterharte Pflanzen: Von Eisköniginnen und Frostbeulen
Abschließend haben wir noch ein paar Beispiele für dich zusammengestellt. Handelt es sich um Pflanzen, die sowohl im Freiland als auch im Kübel wachsen können, bezieht sich die Temperaturangabe auf das Freiland. Kübelpflanzen sind empfindlicher.
Beachte dabei: Auch winterharte Pflanzen sehen im Winter natürlich anders aus als im Sommer. Sie verlieren meist ihre Blätter und frieren auch teilweise oberirdisch komplett ab, zum Beispiel der Rhabarber. Der unterirdische Teil der Pflanze treibt im Frühjahr dann neu aus. Auch gibt es unterschiedliche Sorten und Züchtungen, sodass du bei jeder deiner Pflanzen genau darauf achten solltest, welche Angaben zur Winterhärte gemacht werden.
Winterharte Pflanzen: Minusgrade? Kein Problem!
Hier findest du eine Übersicht über verschiedene Pflanzen und ihre Winterhärte. Bei den Angaben beziehen wir uns auf ältere Pflanzen, die gut angewachsen sind und nicht auf empfindliche Jungpflanzen. Diese brauchen mindestens im ersten Winter Schutz, besser ist es, sie in den ersten Jahren gegen die Kälte zu schützen. Je jünger und später im Jahr gepflanzt, desto empfindlicher ist eine Pflanze.
Die Temperaturangaben sind nicht in Stein gemeißelt, sondern dienen als Orientierung.
- bis -25 oder sogar -30 Grad
- zu den winterhärtesten Pflanzen hierzulande zählen die Zwergfichte, der Rhabarber, Hopfen, Apfel- und Birnbäume, Schwarze und Rote Johannisbeere, Zitronenmelisse, aber auch die Mini Kiwi bzw. Kiwibeere
- bei Rhabarber und Hopfen überwintert das Rhizom, also der Wurzelstock, während sich der oberirdische Teil der Pflanzen zurückzieht
- auch bei der Melisse und der Mini Kiwi können Triebe zurückfrieren
- bis -25 Grad
- ebenfalls sehr hart im Nehmen sind Kirschbäume (Süßkirsche und Sauerkirsche, Mirabellen, Zwetschgen und Goji-Beeren
- Schnittlauch (friert oberirdisch ab)
- bis -20 Grad
- Aprikosen, Weintrauben, Pflaumen, Mandelbäume
- Stachelbeeren, Maulbeeren, Weinbeeren
- Thymian
- bis -15 Grad
- Pfirsiche und Nektarinen, Kiwis, Feigen, Kakis
- Heidelbeeren bzw. Blaubeeren, Himbeeren, Brombeeren
- Echter Lavendel, Minze (friert oberirdisch ab)
- bis -10 Grad
- Erdbeere, Oregano, Salbei, Petersilie (ist zweijährig und blüht im zweiten Jahr, Blätter dürfen dann nicht mehr gegessen werden)
- Banane (Musa basjoo): Bei der Bananenstaude kann das Rhizom, also der Wurzelstock, bei Minusgraden überwintern, die Blätter frieren jedoch schon bei leichten Minusgraden zurück. Gut geschützt, kann die Pflanze aber im Freiland überwintern und treibt dann neu aus.
- kurzzeitig bis etwa -8 Grad
- Olivenbaum, Granatapfelbaum, Wollmispel, Eukalyptus
- Hierbei handelt es sich um ein kurzfristiges absolutes Minimum bei abgehärteten, älteren Pflanzen und es sollte nichts riskiert werden.
- Hier findest du Infos zur Überwinterung vom Olivenbaum und zur Überwinterung von Eukalyptus
- Der Granatapfelbaum überwintert ohne Laub und kann daher auch recht dunkel drinnen überwintern bei 5 bis 10 Grad, die Wollmispel braucht drinnen viel Licht bei rund 10 Grad
Nicht winterharte Pflanzen: Überwintern oder nicht?
- Einjährig und nicht winterhart
- Kürbisgewächse wie Wassermelonen, Honigmelonen, Gurken, Zucchini und Kürbisse gehen im Herbst ein
- auch Koriander ist einjährig
- Hülsenfrüchte wie Erbsen und Bohnen, Gemüse wie Brokkoli, Blumenkohl, Salate
Manche Gemüsearten blühen erst in ihrem zweiten Jahr, wenn sie nicht geerntet werden. So kannst du einige Möhren oder Rote Beete stehen lassen und das Beet vor Frost schützen. Im nächsten Jahr blühen die Pflanzen und du kannst eigenes Saatgut gewinnen.
- mehrjährig, aber die Überwinterung ist sehr schwierig
- Nachtschattengewächse wie Auberginen, Tomaten, Paprikas und Chilis, Majoran
- mehrjährig und die Überwinterung kann sich lohnen
- Physalis und Melonenbirnen bzw. Pepinos, Basilikum
- mehrjährig, kühle Überwinterung bei etwa 5 - 12 Grad
- Zitrusbäume wie Zitrone, Limette, Orange, Mandarine, Kumquat, Calamondinorange
- Schopflavendel, Rosmarin und Zitronengras
- Kumquat und Calamondin auch bis 15 bzw. 18 Grad, wenn es sehr hell ist
- mehrjährig, Überwinterung variiert
- Mangobaum, Guave: 10 - 20 Grad, um die 15 Grad empfohlen
- für die Avocado, Zierbanane und Papaya darf es nicht kälter als 12 Grad sein, Überwinterung bei max. 20 Grad, 15 - 18 Grad sind besser
- für die Cherimoya sollte es nicht kühler als 12 bis 15 Grad sein
- die Erdbeerguave und Maracuja können bei 5 bis 20 Grad überwintern, 10 bis 15 Grad ideal
- die Drachenfrucht sollte nicht wärmer als 10 bis 15 Grad stehen, da es sonst nicht zur Blütenbildung kommt
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